Karin Demuth in musikalischer Kooperation mit dem dänischen Rap-Duo Ravi Kuma, 2022
Sprache erzeugt Bilder
Die Arbeit STRAP ON KÜNSTLERHAUS entstand aus der Dringlichkeit heraus, die Unsichtbarkeit von Frauen im Künstlerhaus Bremen – implementiert durch den generischen Maskulin im Namen sichtbar zu machen. Dabei vermittelt und erinnert die Künstlerin Karin Demuth auf progressive und bildliche Art und Weise, mit einem Umschnalldildo um die Hüfte befestigt Hula Hoop spielend, wie jene Bilder tatsächlich in Sprachen erzeugt werden.
Hula Hoop, Strap-On Silikon-Dildo
Don’t mess up with the *-_:innen
Der generische Maskulin hat keine Überlebenschancen. Viel zu penetrant erkämpfen sich Sterne, Doppelpunkte, Unterstriche und I-Konstruktionen das Spielfeld der Sprache. Denkt man: doch untersucht unter anderem kunst- und kulturbezogene Institutionen, so lässt sich schnell erkennen, dass sich das generische Maskulin hartnäckig an den Fassaden der Gebäude festgefressen hat. Bereits in der Gründungsphase des Künstlerhaus Bremen wurden Bedenken bezüglich des Namens laut. Erfolglos – der im Verein stark diskutierte Vereinsname hält sich seit über 30 Jahren.
Der performative Appel der Arbeit adressiert nicht nur das Künstlerhaus Bremen per se. Alltägliche Konflikte für weibliche Kunstschaffende in einem von Ungleichgewicht geprägten Kunstmarkt auszutragen bedeutet weit mehr, als der andauernde Kampf um Gleichberechtigung in der Sprache. Damit einher geht der Diskurs, inwiefern sich Frauen nach wie vor stark männlich dominierten Kunstbetrieb positionieren können, welche Überwindungsstrategien erforderlich sind und inwiefern sich Frauen untereinander in künstlerischen Arbeitsprozessen und darüber hinaus unterstützen können. Es muss Bewusstsein dafür entstehen, wie allgegenwärtig die Dringlichkeit ist, vorherrschende Bildsprachen des männlich zugeschriebenen Arbeits - und Beschäftigungsfelds ‘Kunst’ zu brechen.
In der Auseinandersetzung mit ihrem Künstlerinnendasein verschenkte Demuth artifizielle Penisse an Frauen und Kolleginnen mit der Aufforderung, als Künstler zur Arbeit zu gehen oder eine Entschuldigung zu schreiben. Die Arbeit spielt mit Scham, dem Aufbrechen von Tabuisierungen und der damit einhergehenden Stagnation des Handelns und Änderns.
Zu keinem anderen Zeitpunkt polarisierte das Thema so sehr wie in den vergangenen Jahren. Insbesondere sehen vor allem heranwachsende, junge Frauen in geschlechtergerechter Sprache eine unabdingliche Notwendigkeit zu mehr Gleichberechtigung und einem moderneren Geschlechterverständnis. Viele andere Sprachen und Sprachfamilien, darunter die romanischen Sprachen, sind geschlechtsspezifisch. Das Ausmaß, in welchem die Gendern-Debatte geführt wird, ist dabei ebenso breit wie die konkrete sprachliche Umsetzung auf internationaler Ebene.
Der Dank gilt der unermüdlichen Unterstützung der Akteur*innen im Künstlerhaus Bremen, die sich für eine geschlechterneutrale Sprache und Gleichberechtigung für Frauen einsetzen. Ebenso gilt dem D.O.C.H.-Kollektiv großer Dank, dessen Mitglieder ermutigend und beratend zur Seite gestanden sind.
Ravi Kuma für den tollen Song, Sebastian Kemper für das Sounddesign, Jasmine Shah für die Fotodokumentation, Simon Makhali für die theatralische Beratung, Jule Körperich und Philip Horst für die Unterstützung bei der Konzeptentwicklung, Kristina Miller für die Pressearbeit, Janine Behrens und Frederik Preuschoft für die Videodokumentation